Als erfahrener Projektleiter, Business Analyst, Problemlöser in klassischem, hybridem oder agilem Umfeld mache ich Menschen und Projekte erfolgreich. Ich beschäftige mich immer zusätzlich mit einer Vielzahl spannender Themen und coache auch Menschen, die in anspruchsvollen Situationen einen Sparringspartner benötigen. Manchmal benötigen mein Team und ich aber auch diesen Sparringspartner. Haben aber keinen – was tun?
Gerade in einem komplexen Umfeld müssen wir auch Probleme lösen, die wir nicht richtig benennen können, weil wir sie beispielsweise noch nicht richtig greifen können oder verstehen. Sie sind aber da. Was schreibe ich auf die Tagesordnung? Wie moderiere ich das an? Kann ich das irgendwie strukturieren? Zum Entsetzen aller peniblen Methodiker: Nein!
Aber ich lade trotzdem ein. Schließlich müssen wir die Herausforderung bewältigen. Und es gab ja Heinrich von Kleist. Er, als „Außenseiter im literarischen Leben seiner Zeit […] jenseits der etablierten Lager“, argumentierte vor einem Viertel Jahrtausend, dass Gedanken oft erst beim Sprechen vollständig geformt werden. Der Akt des Sprechens ist demnach nicht nur eine bloße Wiedergabe bereits fertiger Gedanken, sondern vielmehr ein aktiver Prozess der Gedankenbildung selbst. Schlaues Kerlchen!
Seine Kernpunkte sind dabei, dass er oft zu neuen Erkenntnissen gelangte, indem er über ein Thema laut nachdachte. Das Gespräch mit anderen kann diesen Prozess anregen. Er beschreibt das Sprechen als eine Art Werkstatt, in der Gedanken geformt und vervollkommnet werden. Durch das Sprechen gewinnen unklare Vorstellungen an Schärfe und Klarheit.
Kleist betont die soziale Umgebung spiele eine entscheidende Rolle. Ein Gesprächspartner kann durch seine Anwesenheit und seine Reaktionen den Sprecher zu neuen Gedanken inspirieren. In meinen Projekten lebt die Vertrauenskultur und bietet dadurch ein optimales Umfeld.
Kleist zeigt, dass Sprache nicht nur ein Werkzeug der Kommunikation ist, sondern auch ein Mittel der Erkenntnis und der Selbstfindung. Der Akt des Sprechens wird als ein kreativer Prozess dargestellt, in dem Gedanken entstehen, wachsen und sich verändern. Diese Überlegungen sind gerade heute noch relevant, insbesondere für alle, die sich mit Kommunikation, Führung oder kreativen Prozessen beschäftigen. Seine Erkenntnisse können dazu beitragen, ein tieferes Verständnis für die Funktionsweise des menschlichen Geistes zu entwickeln und die eigene Fähigkeit zur Zusammenarbeit zu verbessern.
Als Trost für alle peniblen Methodiker möchte ich noch erwähnen, dass es die Methode des Gummienten-Debuggings gibt: Eine Gummiente, die von einem Entwickler zur Unterstützung des Debuggens verwendet wird, indem ein Problem in gesprochener oder geschriebener natürlicher Sprache formuliert wird. Der Name ist eine Anspielung auf eine Geschichte aus dem Buch „The Pragmatic Programmer“, in der ein Programmierer eine Gummiente mit sich herumträgt und seinen Code debuggt, indem er sich zwingt, ihn der Ente Zeile für Zeile zu erklären. Ich bevorzuge allerdings Plüsch-Frösche und bin auf Eure Erfahrungen gespannt.
Vom Team bekam ich bereits: „so ist durch das Weiterdenken […] ein wertvoller Input entstanden. Dies unterstreicht den besonderen Wert unseres Austausches ohne Agenda von heute Morgen. Na?!
23.11.2024
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